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Freitag, 30.12.11
 
Badische Bauern Zeitung vom Samstag, 11. April 2009

Schule fürs Leben

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Auf dem Weg von der ugandischen Hauptstadt Kampala nach Masaka hat Hanna Harter mehrere Male den Äquator überschritten. (Foto: Harter)
 Von Barbara Sester

Hanna Harter aus Gengenbach-Reichenbach zog es nach dem Abitur nach Uganda. Sie bekam Einblicke in ein tief religiöses Land. Zu sehen, was wirklich elementare Bedürfnisse des Menschen sind, veränderte den Blick auf ihr bisheriges Leben im Wohlstand.


Die Landschaft ist sanft hügelig und sehr grün. Felder, Wald und Wiesen wechseln sich ab, dazwischen Rinderherden, Gehöfte und kleine Dörfer. Soweit glich das Bild, das sich Hanna Harter bot, sogar ihrer Schwarzwaldheimat. Und doch war alles ganz anders: Bananenhaine, Teeplantagen, Eukalyptus- und Mangobäume, strohgedeckte Rundhütten, lateritrote Pisten und die Rinder haben riesige Hörner.
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Anne Namuddu ist unermüdlich für die Kinder ihres Landes im Einsatz. Ihre guten Kontakte nach Deutschland helfen dabei. (Foto: Reinmann)
  Hanna war von September bis Dezember 2008 Praktikantin in der Diözese Masaka im Süden Ugandas. Hier half die 20-Jährige im "Transitory Home", das Heim und Ausbildungsstätte für Waisen in Sachen Haushalt, Handwerk und Grundbildung ist. Auch in eine Molkerei und weitere landwirtschaftliche Projekte erhielt sie Einblicke. Besonders eindrücklich war der Tag, an dem sie mit dem AIDS-Mobil unterwegs war, das kostenlose Tests anbot. "Das war schon sehr beklemmend, dabei zu sein, wenn jemand die Diagnose HIV-positiv bekommt", sagt sie.

Die Kontakte der Diözese zu Deutschland sind eng, was vor allem am unermüdlichen Einsatz von Anne Namuddu liegt. Die 78-Jährige hat in den 1960er Jahren in Freiburg Sozialarbeit studiert und seither ein Netz
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In die Schule gehen zu dürfen ist nicht selbstverständlich, denn sie kostet Geld, was viele kinderreiche Familien nicht haben. (Foto: Harter)
  an kirchlichen Patenschaften und privater Hilfe aufgebaut. Eingebunden in die Sozialabteilung der Diözese hat sie das "Transitory Home" aufgebaut. In ihrem Privathaus leben zudem25 Waisenkinder, deren Eltern meist an AIDS gestorben sind. Alle können in die Schule gehen. Täglich klopfen arme Menschen und Schüler an Anne Namuddus Tür und bitten um Hilfe, die diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten gewährt.

Bekanntes Gesicht im fremden Land

Bei der Suche nach einem Auslandspraktikum nach dem Abitur stieß Harter über viele Zufälle und Tipps auf die Arbeit von Anne Namuddu und lernte bei einer Veranstaltung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) den Ugander Ben Mugula Mutebi kennen. Er schloss im vergangenen Sommer sein Sozialarbeitsstudium in Freiburg mit Bravour ab und baut jetzt in seiner Heimat als KAB-Angestellter eine Landjugend auf. So traf Hanna im September im fremden Land gleich auf ein bekanntes Gesicht. Das war beruhigend -- auch für die Daheimgebliebenen. "Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, nicht nur von den Kindern. Außer mir waren noch andere deutsche Praktikanten da", sagt sie. "Am Tag der Deutschen Einheit machten die Priester mit uns einen Picknick-Ausflug in einen Nationalpark, damit wir einen schönen Feiertag haben", erzählt sie.

Das zentralafrikanische Land wurde 1908 von Winston Churchill als die "Perle Afrikas" bezeichnet und vereint naturräumlich großartige Landschaften wie die Fälle des Weißen Nils im Norden, den Victoriasee oder die vulkanisch aktive Bergkette der Ruwenzoris an der Grenze zum Kongo. Doch zum landschaftlichen Reichtum gesellen sich Bodenschätze, die durch die Nachbarschaft zum politisch instabilen Pulverfass Kongo oft Fluch sind.

AIDS ist allgegenwärtig im Land. Durch umfassende Kampagnen in den 1990er Jahren zu einer Veränderung des Sexualverhaltens konnte die AIDS-Rate drastisch auf heute um sechs Prozent gesenkt werden -- eine der niedrigsten Raten in Afrika. Geblieben sind sehr viele AIDS-Waisen. Das Durchschnittsalter der ugandischen Bevölkerung liegt bei 15 Jahren! Wenn es gelingt, den vielen jungen Menschen Bildung und eine berufliche Zukunft zu geben, hat Uganda heute wieder gute Entwicklungschancen.

Obama statt Benedikt

Das Land ist sehr christlich, allein 43 Prozent der Menschen sind Katholiken. Und was für welche! Im Glauben finden die Menschen Halt und Zuversicht. Die Gottesdienste sind nicht nur voll, sondern farbenprächtig, mit Musik und Tanz bereichert und vor allem lang. "Ein Gottesdienst ging meist so drei Stunden." Auch Anlässe für viele Feste ergaben sich: Diözesan-Jubiläum, Hochzeiten und viele Beerdigungen. Der Papst ist allgegenwärtig und prangt auf Bildchen am Straßenshop, T-Shirts oder Plakaten. "Nur als am 4. November in Amerika gewählt wurde, haben schlagartig alle Straßenhändler den Benedikt durch Obama ausgetauscht", erzählt Hanna.

Viel zu schnell vergingen die Wochen, bis der Flieger sie aus den Tropen in die Vorweihnachtszeit brachte. Der berühmte Blick über den Tellerrand hat ihr nicht nur Freundschaften in einer fernen Welt, sondern auch Erfahrungen fürs Leben beschert. Apropos Teller: Auf ihrem Teller landeten nicht nur Tropenfrüchte und Bohnen in allen Variationen, sondern auch frittierte Kochbananen, entflügelte Ameisen oder gebratene Heuschrecken. Sie hat beherzt zugegriffen und konnte es gar nicht verstehen, dass auf dem heimatlichen Hof niemand von ihren Mitbringseln probieren wollte.



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